Wir haben in den bisherigen Abschnitten zumindest in Ansätzen die Möglichkeiten von HTML und CSS kennen gelernt. Da HTML ursprünglich ja für die Auszeichnung, Strukturierung und Verlinkungen von Textseiten entwickelt wurde, sind die interaktiven Möglichkeiten und die Kontrolle der User-Experience mit purem HTML sehr eingeschränkt:
Man kann Text und andere Elemente verlinken und mit Klick des Nutzers auf diese Links entweder an eine bestimmte Stelle des Dokuments springen, eine neue Seite im gleichen Browserfenster laden oder eine Seite in einem neuen Browser-Tab öffnen.
Über Links kann man außerdem das Mailprogramme öffnen, wenn dies eingerichtet wurde oder auf Mobilgeräten eine Telefonnummer wählen. Damit war es das auch schon mit den interaktiven Möglichkeiten von HTML. Nimmt man noch CSS dazu, so kann man zumindest noch darauf reagieren, wenn der Nutzer mit der Maus über ein Element fährt und z.B. die Farbe ändern oder sogar eine CSS3-Animation starten.
Denkt man an moderne Webapplikationen, etwa an soziale Netzwerke, Bildbearbeitung im Browser oder eine komplette Office-Suite (Google Drive), so wird schnell klar, dass “desktop-ähnliche” Applikationen im Browser mit HTML und CSS alleine unmöglich umzusetzen wären. Hier springt die dritte Kerntechnologie, die von Browsern unterstützt wird, in die Bresche: JavaScript.
Die oben genannten, leistungsfähigen Anwendungen im Browser und ihre wichtige Rolle für die Verbreitung von Cloud-Diensten, hat JavaScript zu einer der am häufigsten eingesetzten Programmiersprachen werden lassen. Zu Beginn wurde diese Sprache, die übrigens nicht viel mit Java zu tun hat, eher belächelt bis verflucht: von HTML-Puristen wurde kritisiert, dass mit JavaScript sowieso nur automatische Werbepopups geöffnet würden und hässliche Blinktexte angezeigt. Doch inzwischen ist JavaScript ein wichtiger Bestandteil der meisten Website und verbessert gezielt die User-Experience, z.B. durch Formulare, die schon bei der Eingabe auf Fehler hin geprüft werden, durch Galerien, Lightboxen, Tabs oder Klappcontainer, die den Inhalt sinnvoll strukturieren. Und Bildbearbeitung oder Office-Anwendungen im Browser wären ohne JavaScript überhaupt nicht zu realisieren.
JavaScript eröffnet also vielfältige Möglichkeiten, zugleich ist es nach Meinung vieler Autoren gut geeignet, um erste (oder zweite) Gehversuche in Programmierung zu wagen:
- Man braucht nicht viel, um loszulegen: einen Browser und einen Texteditor, beides ist entweder schon vorhanden oder leicht kostenfrei erhältlich. Zudem gibt es auch "Online-Spielwiesen", wie die von w3schools oder codepen, mit denen man JavaScript-Code sofort im Browser und ohne Texteditor schreiben und ausführen kann.
- JavaScript ist eine eher “lockere” Programmiersprache, so muss z.B. der Variablentyp nicht vorher festgelegt werden, andere Sprachen sind deutlich "strenger"
- Die Syntax ist sehr ähnlich wie bei anderen Programmiersprachen wie C, C++ oder Java
- Im Zusammenspiel mit HTML lassen sich schnell visuell ansprechende Anwendungen erstellen, die auch wirklich “etwas tun”: das erscheint motivierender als Programme in der Kommandozeile (DOS-Ebene), die z.B. in C anfangs gerne erstellt werden
Der Sprung ins kalte Wasser kann sich also durchaus lohnen oder im besten Fall sogar Spaß machen. Also ran an den Speck und los geht es wie in jedem Einstiegsbeispiel einer Programmiersprache mit einem mehr oder weniger fröhlichen “Hallo Welt”.